Ski-Club Oberrad 1984 e. V. , Wiener Str. 24 , 60599 Frankfurt am Main, Tel: (069) 96580338 , Copyright Ski-Club Oberrad 1984 e.V.
Ski-Club
Oberrad 1984 e.V.
Tagebuch eines Abenteuers:
Auf der Weihnachtsfeier 2011 kamen Jochen und Michaela mit der Idee an: Warum überqueren wir nicht mal zu Fuß die Alpen?
Erste Reaktion: ungläubiges Staunen, dann: warum eigentlich nicht? So begann ich mich intensiver damit zu beschäftigen.
Recherche im Internet, Kauf von Tourenbeschreibungen und Karten, Terminüberlegungen und Sichtung möglicher Mitwanderer.
Langsam gewann das Projekt an Konturen. Im Januar buchte ich die ersten Quartiere und es fand die erste Vorbesprechung statt.
Ende Januar begann das Fitnesstraining in Form von ausgedehnten Wanderungen. Zunächst waren es eher Spaziergänge, aber
im Mai und Juni ging es mit vollem Gepäck auf den Feldberg. Wenn wir nicht auf Trainingstour waren, plünderten wir die
Bergsportläden in und um Frankfurt auf der Suche nach dem Knirps mit eingebautem Klettergurt und GPS. Nur wiegen durfte
alles nichts. Das Gewicht unserer Rücksäcke schnellte in die Höhe. So mussten schließlich das kleine Schwarze, der Smoking
und ähnlich wichtige Dinge doch zuhause bleiben. Endlich war das Gewicht von 25 auf 10 Kilo reduziert und der Rucksack wieder
zu heben.
Aber wir hatten keine wirkliche Vorstellung was uns erwarten wird. Im Internet gibt es viele Beschreibungen des Europäischen
Fernwanderwegs E5. Sie sind genauso unterschiedlich wie vermutlich ihre Schreiber. Unsere Nervosität steigerte sich
unaufhörlich. Am 8.Juli war es dann soweit:
Montag, 8.Juli 2013
Um 7:25 Uhr sind wir am Buchrainplatz und fahren mit der 16 zum Hauptbahnhof. Christel, Elke, Andy, Arno, Harry und Zimmi
treffen dort auf Michaela, Conny und Jochen. Um 8:12
Uhr fährt unser IC nach Ulm. Es gibt
gleich Prosecco aus der Dose für die drei Mädels.
Jochen denkt einfach an alles! Um
11:19 Uhr steigen wir in Ulm um in den RE nach
Oberstdorf. Wir haben zum Glück
reservierte Sitzplätze und sind im richtigen Zugteil, denn
kurz vor Oberstdorf wird ein Teil der
Wagen abgekoppelt. 13:30 Uhr Ankunft in Oberstdorf. Vor
dem Bahnhof stehen schon die
Kleinbusse bereit, die uns zur Spielmannsau bringen.
Zum Glück! Noch ein kurzer Stopp an
der Oberaualpe mit Dickmilch und Apfelsaftschorle.
Lange Hose wird gegen kurze
getauscht. Sonnencreme aufgetragen, denn die Sonne
scheint vom blauen Himmel. Wenn
Engel reisen! 14:45 Uhr Aufstieg zur Kemptner Hütte und
kein Besteck auf dem Weg. Ob wir das
schaffen? 854 Höhenmeter mit 10 Kilo Gepäck auf dem
Buckel. Wir müssen unseren
Rhythmus finden – einige laufen schneller und andere
langsamer. Es beginnt zu regnen.
Endlich – die Hütte liegt rechts oben, ist in Sichtweite.
Um 17:30 Uhr haben wir es endlich
geschafft! Jetzt duschen – aber leider nur kalt. Egal, Hauptsache gewaschen. Nach dem Abendessen geht’s bald ins Bett.
Dienstag,
9.Juli 2013
Um 6 Uhr
steht Conny auf und zeigt uns wie viele Plastiktüten er dabei hat. Es knistert gewaltig
und es
scheint, als wären Helga und Werner dabei! 7:30 Uhr Abmarsch und Aufstieg zum
Mädelejoch. Von dort geht’s abwärts Richtung Lechtal. Nach zwei Stunden das erste
Besteck:
die Rossgumpenalm. Arno ist ziemlich am Ende. Seine Beinmuskulatur ist doch
nicht
genug trainiert. Er wird gedopt: Magnesium von Jochen und Franzbranntwein von
Harry!
Am Talende schicken wir unsere Rucksäcke mit der Materialbahn nach oben.
Nach einer Trinkpause im
Gletscherstüberl geht es los. Entlang einem Wasserfall müssen wir steil nach oben, z. T. ist sogar etwas klettern im Fels angesagt. Weit oben ein Aha-
Erlebnis. Plötzlich hat man den Abbruch vom Pitztalgletscher quasi direkt vor sich. Die Hütte zum Greifen nah, dauert es immer noch eine halbe Std. bis man
oben ist. Dafür werden wir mit einer Top Hütte belohnt. In 2011 komplett saniert. Gegen 21:00 geht das große Gähnen wieder los und wir gehen kollektiv in
unser schönes 7ner Zimmer.
Freitag, 12.Juli 2013
Gruppe A läuft heute der Gruppe B entgegen. Was werden sie wohl berichten? Der Weg führt an der Vent und vielen Bienenstöcken entlang und steigt dann
steil an Richtung Gaislachkogel. Um 12:30 Uhr ist die Gaislachalm auf knapp 2000 m erreicht. Die Sonne scheint und so genießt die Gruppe das Warten auf
die Gletscherüberquerer. Ab 13:15 treffen die ersten ein und so nach und nach sind wir wieder komplett.
Für Gruppe B ist um 6:00 Aufstehen. Die einhellige Meinung aller ist: Ich habe keine Minute geschlafen. 6:30 Frühstück und 7:30 Abmarsch bei natürlich
blauem Himmel. Andi, Conny und Harry gehen über das Pitztaljöchl, der Rest über das Rettenbachjöchl. Das sind 300 sehr anstrengende Höhenmeter über
Schneefelder und durch den Fels. Michaelas Stock macht sich kurzfristig selbstständig, wird aber heldenmütig gerettet. Oben sind wir auf 2993 m, es fehlen
leider 7 m. Dann geht es den Rettenbachferner auf direktem Weg runter. Christel und Michaela schnallen sich ihre Regenjacken unter und erledigen das z.T.
auf dem Hosenboden. An der Talstation treffen wir uns wieder mit den drei anderen. Weiter abwärts geht es längere Zeit auf der Talabfahrt. Die blaue 30,
welche sich als Connys Lieblingsstrecke herauskristallisieren sollte. Endlich können wir abbiegen und gehen einen wunderschönen Weg am Hang entlang
bis zur Gaislachalm. Wir freuen uns,
dass wir wieder zusammen und wohlauf sind. Nach einem Imbiss und einem
herrlichen Sonnenbad treten wir den
Weg nach Zwieselstein an.
Samstag, 13.Juli 2013
Heute überschreiten wir am
Timmelsjoch die Grenze nach Italien. Doch davor geht erst mal wieder über 1000
Höhenmeter nach oben. Wir laufen
den wunderschönen Timmelstaler Urweg und genießen immer wieder tolle
Aussichten. Leider verläuft der Weg
ein langes Stück parallel zur Passstraße. Dort rasen die Motorradfahrer und
Autofahrer mit Getöse zum
Timmelsjoch. Dazwischen immer wieder viele Radler die lautlos und mühevoll
dieselbe Strecke absolvieren. Sie ist
eine Etappe des Ötztaler Radmarathons. Die letzten Meter geht es nochmal steil
bergauf und so sind wir froh, dass
wir um 13:00 Uhr im Schmuggler Haus eine Rast einlegen und uns frische Energie
zuführen können. Bevor es
weitergeht lässt sich Christel noch mit Jan Ullrich ablichten. Frisch gedopt kann’s
weiter gehen. Durch ein Felsenmeer
steigen wir auf der italienischen Seite hinunter. Von 2500 m geht es hinab auf 1000
m. Nach den ersten 800 Höhenmetern wandern wir an der Passer entlang nach Rabenstein. Eine Pause tut uns gut bevor es die letzte Etappe weiter nach
Moos geht. Dieses Stück ist zermürbend, weil der Weg asphaltiert ist und ein langer Teil aus einer Baustelle besteht. Am Ortseingang von Moos durchqueren
wir einen Tierpark und sehen einen Steinbock. Aber kein Vergleich mit dem großen Rudel an der Seescharte. Es ist schon Abend als wir endlich im Café
Maria in Moos eintreffen. Nach einer „kleinen“ Vorspeise aus frisch gemachten Nudelvariationen lassen wir uns köstliche Pizzen munden. Herrlich dünner
Teig – einfach köstlich! Jetzt geht’s uns wieder gut.
Sonntag, 14.Juli 2013
Die schwierigsten Etappen haben wir gut überstanden. Dennoch geht es um 9 Uhr erst mal wieder hoch. Ein wunderschöner Wald- und Wiesenweg führt uns
bergauf bevor wir dann leider auf einer asphaltierten Straße das letzte Stück nach Stuls laufen. Nach einem leckeren Eis wandern wir frisch gestärkt weiter
nach St. Leonhard. Die letzte Strecke nach St. Leonhard geht es nochmal 630 Höhenmeter richtig steil bergab. Dort erwartet uns der Brückenwirt mit
selbstgebrautem Bier. Langsam macht sich bei herrlichem Sonnenschein Urlaubsstimmung breit und die Strapazen treten in den Hintergrund. Eine Gruppe
läuft den Waalweg entlang nach St. Martin. Die Wanderung entlang des Waalwegs ist zauberhaft. Der Weg ist schattig und nur mit leichten Steigungen und
Gefällen gestaltet. Eine wahre Erholung. Die andere Gruppe läuft weiter entlang der Passer. Sie machen noch eine Rast mit Fußbad auf Felsen mitten im
reißenden Bach. Dennoch kommen wir nahezu gleichzeitig in unserem Etappenziel St. Martin an. Abends geht’s noch ins Brauhaus Martinsbräu.
Montag, 15.Juli 2013
Endspurt: Auf zur letzten Etappe! Wir laufen früh los, den Passerweg am Bach entlang. Wir genießen den eben verlaufenden Weg. Nach zwei Stunden
erwartet uns ein „Besteck“. Auf dem Torggler Hof werden wir unglaublich freundlich empfangen. Obwohl wir verschwitzte Wanderer sind stellen Sie uns in
ihrem wunderschönen Garten Tische nach unseren Wünschen zusammen. Es ist ein traumhaftes Ambiente. Ein weitläufiges Gelände mit Apfelplantagen und
wir sitzen unter einer riesigen alten Weide. Hier würden wir alle gerne länger bleiben. Aber heute haben wir ein anderes Ziel: Meran! Das Ende unserer
langen Wanderung. Also laufen wir den Maiser Waalweg weiter. Um 14 Uhr haben wir Meran erreicht. Wir freuen uns alle riesig, dass wir unser Ziel gesund
erreicht haben. Im Hellwegers Restaurant feiern wir unsere Ankunft auf der anderen Seite der Alpen. Wer hätte das gedacht? Wir sind wirklich eine Woche
lang gelaufen nach dem Motto: So weit die Füße tragen! Die Ankunft erfüllt uns alle mit Stolz und auch mit Demut. Die Anstrengungen haben sich wirklich
gelohnt. Und das Beste: Wir haben uns prima verstanden und waren ein tolles Team! Nach einer Sightseeing-Runde durch Meran ging’s mit dem Bus zu
unserer Unterkunft in Algund.
Dienstag, 16.Juli 2013
Jetzt heißt es Abschied nehmen. Die meisten fahren heute zurück nach Frankfurt. Vier bleiben noch ein paar Tage zur Erholung in Algund. Die Heimfahrer
begleiten wir noch zur Bus-Haltestelle. Dann müssen wir Abschied nehmen.
Es war eine wunderbare Zeit mit euch. DANKE!
Nach Holzgau brauchen wir noch eine
Stunde. Am Dorfplatz ruft uns Arno zwei Sammeltaxis von Fred Feuerstein. Taxi 1
fährt Ronald, ein lustiger Fahrer, der so
manchen Witz auf Lager hat. Er fährt uns bis zur Lastseilbahn hinter Madau. Hier
müssen wir aussteigen aber das Beste
ist: wir müssen unser Gepäck nicht tragen – das fährt mit der Seilbahn. Große
Freude und Erleichterung bei allen.
Gegen 12:30 Uhr laufen wir los und genießen das lockere, gepäcklose Gehen. Auf
der Karte ist das nur ein kleines Stück, aber es zieht sich über fast 700m Höhenmeter teilweise durch Schneefelder nach oben. Murmeltiere pfeifen uns ein
Ständchen und auf 2242m begrüßen uns Pferde an der Hütte – ein schönes Bild. Dann geht’s unter die heiße Dusche. Anschließend gibt’s zur Belohnung
Kaffee und Kuchen. Harry lobt den Kuchen, also muss er schmecken! Das tut er auch. Abends steigt das große Fressen, denn die Hütte ist voll belegt und
alle sind am spachteln. Andy, Conny und Zimmi schlafen im Lausbubenzimmer. Das passt!
Mittwoch, 10.Juli 2013
Nun steht uns eine lange Tour bevor. Zimmis Knie werden nur noch vom Tape zusammengehalten. Über die Seescharte geht es runter nach Zams im Inntal –
easy denken wir. Um 7:30 Uhr geht’s los und schon kurze Zeit später haben wir einen Ausblick auf den Anstieg zur Seescharte. Dort sehen wir andere
Gruppen wie Ameisen durch die Schneefelder stapfen. Zunächst geht es über Geröllfelder in Serpentinen aufwärts, dann über den Schnee. Aber was ist das?
Plötzlich sehen wir oberhalb von uns ein großes Rudel Steinböcke – Wahnsinn! Bestimmt 20 bis 30 Tiere. Sie lassen sich durch uns nicht stören. Wir durch
sie aber auch nicht lange und so steigen weiter aufwärts zur Seescharte. Die letzten Meter sind seilgesichert und wir müssen uns an ihnen nach oben
ziehen. Jetzt sind wir auf 2600m und müssen runter auf 800m. Thomas dopt sich noch mit einem Riegel und dann geht es anfangs steil bergab. Um 11:30 Uhr
haben wir die Obere Lochalm auf 1800 m Höhe erreicht. Die Pause wird genutzt um die Füße im nahen Bach zu kühlen. Die Wassertemperatur schnellt sofort
in die Höhe aber für unsere Füße ist es eine Wohltat. Anschließend geht es über eine schmale Hängebrücke, dann durch einen lichten Nadelwald über saftige
Weiden den Lochbach entlang. Die Landschaft wirkt wie verzaubert. Endlich erreichen wir die Untere Lochalm (1580 m). Hier gibt es erst mal Speckbrote und
Apfelsaft-Schorlen, schließlich liegen immer noch fast 800 Höhenmeter Abstieg vor uns. Und die zieeeeeeeehen sich. Es geht durch das enge Zammer Loch
an einer steilen Felswand entlang. Die Sonne trocknet unsere Kehlen aus. Juttas ganzer Mut ist auf dem schmalen Weg gefordert, aber Andy geleitet sie
sicher bergab. Als wir um 16:30 Uhr Zams erreichen sind wir mit den Kräften am Ende und die Socken qualmen wie der Eyjafjallajökull 2010. Diese Etappe
hat uns geschafft.
Donnerstag, 11.Juli 2013
Und wieder Sonne am Himmel. Heute teilt sich die Gruppe für zwei Tage. Eine
Gruppe (A) fährt mit Bahn und Bus ins
Ötztal nach Zwieselstein. Die andere Gruppe (B) geht den E5 weiter ins Pitztal
und steigt dann über das Pitztaler Jöchl
hinunter nach Zwieselstein. Dort treffen wir uns wieder.
Gruppe A hat einen gemütlichen Ausruh-Tag vor sich. Am Nachmittag gibt es
eine kleine Wanderung entlang der Gurgler
Ache zum Sahnestüberl. Auf dem Weg dorthin stürzt der Timmelsbach in einem
beeindruckenden Wasserfall eine
Felswand hinunter. In der gemütlichen Almhütte gibt es frische Sahne mit
Preiselbeeren – einfach köstlich!
Für die Gruppe B ist Abmarsch um 8:00 und um 8:30 mit der Gondel auf den
Venet. Ein schöner Panoramaweg führt
uns bei mäßigem Gefälle zur Galflunalm zu einer kleinen Pause. Christel und
Michaela müssen unbedingt einen
Kaiserschmarrn testen. Der Test verläuft sehr positiv. Wir schließen uns einer
Wandergruppe an, die diverse
Abkürzungen hinunter nach Wenns kennt. Der dort wartende Bus bringt die
Truppe durchs Pitztal bis Mittelberg. Wir
dürfen gegen einen kleinen Obolus mit, quetschen uns dazu und kommen so zu
einer großen Zeitersparnis.